Es knallt und es stinkt…

…mir gewaltig. Erst war er da, der neue Freund. Dann war er wieder weg. Wir waren viele und plötzlich waren wir wieder nur wir. Corona kam und ging nicht mehr und wir saßen in der Küche. Gemeinsam und einsam zugleich. Aus dem Fenster sahen wir das Flatterband um den Spielplatz gespannt und aßen Bohnen aus der Dose. Familie rauf und runter, alles und nichts. Das war eine ordentliche Achterbahn, die das Leben da vor uns aufzog. Wir fühlten uns wie eingelaufene Woll-Pullis im Schleudergang und dann war es ein Problem.

Wenn die ganze Bude nach Fisch roch. Wenn das Kinderzimmer einem Dschungel glich. Wenn das Flusensieb der Waschmaschine mit Münzen verstopfte. Da waren noch viel mehr Wenns, an die ich mich gar nicht mehr erinnere. Aber eines war klar, es musste etwas passieren. So wie es war, so war es verquer, ein Deckel auf dem Kessel, kurz vor dem Losfliegen. Der Gedanke im Vorfeld idealistisch, die Realität eine Herausforderung. Die besten Absichten, abgewaschen an den eigenen Ecken und Kanten. Was die passendste Lebensform ist, das lässt sich nur durch das Leben erfahren. Auch wenn es mal zwickt. Nicht alles war gut, nicht alles war schlecht. Es waren wir in vier Wänden und es war intensiv.

Also suchte ich eine Wohnung. Für Milla und für mich, also für uns anderthalb. Denn dass sie in gleichen Teilen auch bei Gianni bleiben würde, das war längst vereinbart. Schon bevor sie auf die Welt kam. Es lief, es ging, es dauerte und war dann doch schneller als gedacht. Der Umzug kam, die Trennung, der Sprung ins nächste kalte Wasser. Mit Gänsehaut ging es los, nicht frei von jedem Konflikt, aber wer hätte das erwartet. Für Milla war es neu. Für Milla waren wir Erwachsenen näher, als wir es selbst vermutet hätten. Auch in unterschiedlichen Betten liegend als Familie vereint. Schön war es gewesen, von einer Wohnung in die andere laufen zu können. Wenn Mama nervt, schnell türmen. Wenn Babbo stänkert, dann genauso. Nun musste sie uns beide einzeln ertragen. Eine Woche. Eine Woche. Dass das auch Vorteile haben konnte, das bemerkte sie nach und nach. Und das Neue wurde allmählich zum Bekannten. Das Bekannte zum Vertrauten. Das Vertraute selbstverständlich. Wie das weitergeht, das bleibt eine Diskussion. Ein Prozess. Ein Lebensweg, den ich heute noch nicht für morgen aufzeichnen kann. Und das ist völlig ok so. Wir sind lebendig. Wir sind Familie. Wir machen weiter. Nur anders. Co-Elternschaft revised.

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