Co-Parenting: Bibiane & Rüdiger

Am Anfang meiner Suche, nach einem Vater für mein Kind, war mir gar nicht bewusst, dass ich das Co-Parenting später leben werde. Mir war es immer wichtig, dass mein Kind weiß, wo seine Wurzeln sind und einen Papa hat, der sich um das Kind kümmert und auch mich in Erziehungsangelegenheiten und persönlich unterstützt.

Über Google bin ich dann auf Familyship aufmerksam geworden und, soviel ich weiß, war ich eines der ersten Mitglieder. Anfangs habe ich noch im Raum von Flensburg bis Hannover und von Bremen bis Berlin gesucht, doch habe ich mich schnell dazu entschieden, einen Vater in und um Hamburg zu suchen. Ich schrieb Rüdiger vor über 5 Jahren an und bekam einen Tag später eine Antwort von ihm. Das Lustige daran ist, dass er mir auch gerade schreiben wollte, ich ihm aber zuvor gekommen war. Zuerst hatten wir dann ein paar Wochen erstmal nur E-Mail Kontakt, bevor wir uns dann das erste Mal trafen, um zu schauen ob wir uns auch persönlich sympathisch sind.

Für Außenstehende ein ganz normales Ehepaar

Wir gingen beim ersten Treffen gemeinsam frühstücken und wurden gleich für Eheleute gehalten. Das war für uns dann ausschlaggebend, dass er/sie der/die Richtige ist, um gemeinsam ein Kind zu bekommen. Wir nahmen uns dann drei Jahre Zeit, um uns kennenzulernen, fuhren gemeinsam in den Urlaub, lernten Freunde und Familie kennen und sprachen viel darüber wie wir uns das mit einen Kind, der Kindererziehung, Wohnverhältnissen und Co. vorstellten und welche Wünsche und Sorgen wir auch als schwuler Papa und lesbische Mutter haben würden. Doch wir merkten schnell, dass wir solche Sorgen nicht haben müssten, da wir von der restlichen Gesellschaft als “normales” Elternpaar wahrgenommen werden. Ab und zu stört uns das schon, aber wir lassen es bei Leuten, die wir nicht kennen (z. B. beim Kellner im Lokal), dann einfach so stehen. In der Kita, die unsere Tochter nun seit drei Monaten besucht, klären wir es allerdings nach und nach bei den Eltern und Erziehern auf.

Gemeinsam in Elternzeit

In der Schwangerschaft redeten wir dann darüber, wie wir uns das nach dem Mutterschutz vorstellen. Vorher war all das ja erst einmal nur Zukunftsmusik, nun aber Realität, dass wir bald Eltern werden. Da ich nach dem Mutterschutz einen neuen Job anfing und gerne für ein paar Stunden arbeiten wollte, entschieden wir uns dazu gemeinsam in Elternzeit zu gehen. Damals kam gerade das neue Gesetz mit dem ElterngeldPLUS heraus und wir dachten, das ist genau das was wir uns vorstellen. So konnte ich in meinen neuen Job schnell einsteigen und Rüdiger konnte die ersten Monate trotz Arbeit, mit seiner Tochter genießen. Anfangs hatten wir einen Tag in der Woche frei, den wir gemeinsam als “Familie” nutzten. Wir unternahmen etwas, aber hatten auch Zeit und Raum, um über die alltäglichen Probleme mit Kind zu reden. Konnten Situationen im neuen Alltag noch einmal reflektieren oder Ängste und Wünsche bereden. Nachdem wir wieder Vollzeit arbeiteten, vereinbarten wir, dass wir jeden Sonntag gemeinsam frühstücken, um hier im manchmal stressigen Alltag, Zeit zu finden, um uns auszutauschen.

So vereinbarten wir in einem der Gespräche, dass unsere Tochter zweimal in der Woche bei Rüdiger schläft und ab Sommer dann jedes zweite Wochenende bei ihm ist. Uns ist es wichtig, dass unsere Tochter uns, obwohl wir derzeit keinen Partner/in haben, als Eltern wahrnimmt. Wir machen gemeinsam Urlaub, klären Probleme gemeinsam mit der Kita, aber haben auch immer Raum, um als eigene Familie (Rüdiger mit seiner Tochter/ ich mit meiner Tochter) zu fungieren.

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