Teil 3: Etwa 12 Monate vor der Badewanne

Es war nicht alles schön, nein, es war dieses Auf und Ab im Rahmen des Normalen – was auch immer das sein mochte. Eines Abends, als ich auf dem Sofa saß, überkam mich ein eindeutiges Gefühl: ich will ein Kind. Genauer: mein Körper will ein Kind. Jetzt. Bald. Nein, sofort. Auch der Verstand war schnell einverstanden und meine Freundin sah das genauso.

Nur wie sollten wir das anstellen? Wir diskutierten ein paar Tage und dann noch ein paar und noch ein paar mehr und irgendwann war klar, wir wollten einen Vater zu dem Kind. Günstigstenfalls den biologischen. Im Freundeskreis gab es Männer, die in Frage kamen – aber entweder hatten sie eine eigene Familie oder es war sehr aussichtsreich, dass sie mal eine gründen würden. Der Gedanke, dass unser Kind bei seinem eigenen Vater dann möglicherweise immer Nummer zwei bliebe, ließ uns von den heterosexuellen Männern abkommen. Wir brauchten also einen Mann, der sich ebenso wie wir auf die Suche begeben musste und für den es dann ebenfalls nur diese eine exklusive Familie geben würde. Ein schwuler Mann.

Teil 3: Etwa 12 Monate vor der Badewanne

Man nehme nun also eine Frau, die sich für Frauen interessiert und einen Mann, der sich für Männer interessiert. Wo ist da im Alltag die gemeinsame Schnittmenge? Nirgendwo. Also wir jedenfalls hatten niemanden in unserer näheren Umgebung. So suchten wir im Internet. Wir fanden blinkende und flackernde Bitte-hier-klicken-und-da-bezahlen-Seiten mit klitzekleinen Spalten, in denen Haarfarbe, Größe, Gewicht und Schulabschluss standen, dazu irgendwelche Fotos mit Muskeln oder geradegezogenen Scheiteln. Da kam unweigerlich das Gefühl auf doch nichts weiter als ein Säugetier zu sein und das war mir irgendwie zu wenig. Wir recherchierten weiter und fanden eine Kinderwunschgruppe, sogar ganz in der Nähe. Nur waren wir meistens zu müde, hatten Kopfschmerzen oder angehenden Heuschnupfen sobald der Termin nahte. Aber eines Tages gab es kein Pardon mehr. Rotwangig und mit schweißnassen Händen saßen wir in der Runde der anderen Homosexuellen, denjenigen, die sich aufs Eltern-werden-wollen verschrieben hatten. Und was geschah: es war nett. Doch ein passender Kandidat war nicht dabei.

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