Stefanie über ihre Co-Elternschaft in einer Wohngemeinschaft

Stefanie war lange bei Familyship angemeldet und lebt nun mit dem Vater ihres Sohnes in einer „Co-Elternschaft-Wohngemeinschaft“. Hier berichtet sie über den Prozess, wie ihr gemeinsamer Sohn Felix entstanden ist und welche Vor- und Nachteile das Familienleben in der WG hat.

Felix, 5 Monate alt

Ich war lange bei Familyship angemeldet. Zuvor habe ich nach der „klassischen“ Konstellation Liebesbeziehung und zukünftige Elternschaft gesucht, bis ich gemerkt habe, dass dieser doppelte Druck und die damit verbundenen Erwartungen zu hoch waren. Als mir eine Freundin von Familyship erzählt hat, habe ich einen Vater für mein Baby gesucht. Ich wollte unbedingt einen liebevollen, präsenten Vater, da ich das selbst als Kind vermisst habe. Ich habe mit vielen Männern geschrieben und 2018 dachte ich, ich hätte den Richtigen gefunden.

Wir waren uns ziemlich einig, doch kurz bevor wir „es versuchen“ wollten, traf er den Mann seines Lebens und dieser wollte kein Kind. Ich war erst mal ziemlich frustriert, doch einige Zeit danach traf ich auf Alex. Wir waren uns ziemlich schnell einig, haben uns aber dann noch mal ein Jahr Zeit genommen, um uns kennen zu lernen.

„Es stellte sich heraus, dass ich auf natürlichem Weg gar nicht hätte schwanger werden können“

Meine Vorstellung war eigentlich, dass wir zwei getrennte Wohnungen beibehalten, doch Alex, der immer in WG’s gewohnt hat, überredete mich zu einer WG. Darüber bin ich inzwischen sehr dankbar, davon später mehr. Ich bin ziemlich blauäugig an die Sache mit dem schwanger werden rangegangen („Produzier du mir die Samen, ich führe sie mir dann ein“) doch Alex schlug eine Kinderwunschklinik in Zypern vor. Ich habe das zuerst für übertrieben gehalten, doch es stellte sich heraus, dass ich auf natürlichem Weg gar nicht hätte schwanger werden können. In der Klinik in Zypern wurden wir sehr gut betreut und wir konnten gleichzeitig noch einen schönen Urlaub genießen. Die Möglichkeiten, die die Klinik dort genutzt hat, damit ich schwanger werde und auch bleibe, sind vielfältiger als in den Kinderwunschkliniken in Deutschland und es wird auch nicht die Familienkonstellation bewertet.

Zurück in Deutschland haben wir nach dem positiven Schwangerschaftstest nach einer gemeinsamen Wohnung gesucht und sie auch gefunden. Jeder von uns hat genug Platz und Freiraum, aber wir haben auch ein gemeinsames Wohnzimmer.
Als ich im 6. Monat war, sind wir eingezogen. Leider hatten wir kaum Zeit, unser Zusammenleben zu organisieren, da unser kleiner Felix zwei Monate zu früh auf die Welt kam. Und das ist uns ziemlich auf die Füße gefallen.

„Wir hatten über Impfungen gesprochen, nicht aber darüber, ob man sein benutztes Geschirr in die Spülmaschine stellt“

Jedes Zusammenleben zeigt plötzlich auf, wie unterschiedlich man manche Dinge sieht und insbesondere, wenn man völlig übermüdet ist, können einen Dinge zur Weißglut bringen. Und das waren alles Dinge, an die man vorher nicht gedacht hat. Wir hatten über Erziehungsvorstellungen und Impfungen gesprochen, nicht aber darüber, ob man sein benutztes Geschirr nach dem Essen in die Spülmaschine stellt. Solche Dinge hätte ich wirklich lieber geklärt, bevor das Kind da war. Also meine Empfehlung: wenn ihr überlegt, Co-Parenting und WG zu kombinieren, zieht möglichst früh zusammen! Denn abgesehen davon ist es eine tolle Konstellation: Felix hat nur ein Zuhause und immer beide Eltern. Und wir Eltern können uns die Arbeit und die Betreuung einfach aufteilen. Insbesondere haben wir eine (für uns) perfekte Möglichkeit gefunden, wie wir uns die Nächte aufteilen, ohne dass einer von uns total fertig ist. Ich bin aktuell in Elternzeit, also habe ich Felix den Tag über. Am Abend wechseln wir uns ab oder sind beide da. Ich gehe dann früh schlafen. Alex nimmt den Kleinen dann bis 24 Uhr und bringt ihn danach mir. Einmal pro Woche hat ihn jeder von uns über die ganze Nacht. Diese Arbeitsteilung wäre nicht möglich bei getrennten Wohnungen.

Felix ist jetzt 5 Monate alt und wir planen bereits die Reise nach Zypern, um ihm ein Schwesterchen zu schenken 🙂

Was schätzt du an diesem Modell?

Felix hat zwei Eltern, die für ihn da sind und wir haben eine Arbeitsteilung, die als Alleinerziehende nicht so möglich wäre.

Was würdest du anderen Menschen raten, die ebenfalls einen Kinderwunsch haben?

Wagt es! Es ist sicher nicht alles leicht, aber es lohnt sich! Ich kann das Co-Parenting nur empfehlen. In den letzten 5 Monaten, und Felix ist ein unglaublich tolles, unkompliziertes Kind, hätte ich nicht alleinerziehend sein wollen, obwohl ich auch viel Unterstützung durch Familie und Freunde habe. Ein zweiter Elternteil ist immer noch mehr in der Verantwortung. Es ist aber auch wichtig, vorher möglichst viele Dinge zu besprechen, denn mit einem Säugling zu Hause wird es nicht einfacher. Und ich kann die Kinderwunschklinik in Zypern wirklich empfehlen.

keyboard_arrow_up